Dependency OR Navel linear (2017) Installation, Plastik – Gips, Kabel, Äste, menschliche Nabelschnur und Haare, Kautschuk, Silikon, verschiedene Kunststoffröhren - Masse variabel

In dieser plastischen Arbeit, welche installationsartig zwischen drei Wänden angelegt ist, wachsen glitschige, nabelschnurartige Stränge aus einem wurzelähnlichen Gebilde aus der einen Wand und münden in den gegenüberliegenden Seiten in menschliche Bauchabdrücke aus Gips. Diese Stränge aus mit einer Silikon-Kautschuk-Mischung ummantelten Kabeln sind denn auch optisch an das Erscheinungsbild einer menschlichen, noch pulsierenden Nabelschnur angelehnt. Die Arbeit beinhaltet auch andere Materialien, wie z.B. eine getrocknete Nabelschnur, und an einem der Bauchabdrücke sind menschliche Haare sichtbar, welche mit dem Abdruck- und Giessverfahren mitausgerissen wurden. An einem weiteren Bauchabdruck sind – wenn man genau schaut – wiederum Schwangerschaftsstreifen zu sehen.

Ausgehend von der ersten, elementaren Abhängigkeitsbeziehung von jedem*jeder von uns, derjenigen zwischen Mutter und Kind im Mutterleib, beschäftigte ich mich in der Arbeit „Dependency OR Navel linear“ mit mehreren Fragestellungen. Wo fängt ein Mensch an, wo hört ein Mensch auf? Gibt es so etwas wie ein Individuum, ein unteilbares, in sich abgeschlossenes menschliches Subjekt? In einer patriarchalen, kapitalistischen Gesellschaft wird viel Wert auf Unabhängigkeit gelegt. In der Umkehrung wird dabei Abhängigkeit eher negativ gewertet und konnotiert. Dies kann man auch an der fehlenden Wertschätzung oder den Problemen ablesen, die ein Mensch erfährt, der*die für einen anderen Menschen sorgt, oder an der Art und Weise, welche Schwanger- und Mutterschaften gefördert und welche von der Gesellschaft sanktioniert werden. Die hier gezeigte Arbeit setzt dieser Kultur, dieser Idee des Menschen als Individuum ein Bild entgegen, welches einerseits Assoziationen zu Hochleistungsmedizin und der Vermischung zwischen Mensch und Technik zulässt, andererseits den Gedankten nährt, dass wir ungeachtet der Zeit, die verstreicht, alle miteinander durch unser Fleisch und Blut wortwörtlich verbunden sind, und zwar auf matrilineare Art und Weise.

Zurück
Zurück

Tell me what time it is

Weiter
Weiter

Boundaries and permeability